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Die zweite in der Lorscher Klosterchronik wiedergegebene Urkunde (Nr. 40) führt neben den großen Weschnitztalgemeinden auch einige kleinere Dörfer auf. Mit dem am 1. Oktober 877 ausgestellten Dokument vermacht Graf Liuthar (Liuther) von Hausen seinen Besitz in Leutershausen und der weiteren Umgebung der Reichsabtei Lorsch, erhielt ihn jedoch – neben anderen Gütern – zur Nutzung auf Lebenszeit zurück.
In der Urkunde heißt es: „... Alles, was ich geschenkt habe und außerdem alles, was ich zudem noch vom Kloster zu vererblichen Nutznießung erhalten habe, nämlich das Dorf Winenheim, Birchenowa, Ruzondun, Lieberesbach, Zozunbach und Rintbach und jenen Ort, wo die Sklaven wohnen und diese selbst, erhalte ich in Erbpacht. Nach meinem Hinscheiden fallen alle aufgezählten Güter insgesamt an das vorgenannte ehrwürdige Kloster ohne Vorbehalt zurück.“
Mit dieser zu jener Zeit üblichen Form der Güterübertragung schieden Zotzenbach und die übrigen Orte aus der Eigenverwaltung des Klosters aus. Über ihr weiteres Schicksal wissen wir über 4 Jahrhundert nicht mehr.
Für die Zeit um 1100 weist Hans Jürgen Nitz – er bezeichnet Zotzenbach als das älteste Waldhufendorf Deutschlands – das Dorf der Villikation (= Verwaltungsbezirk) Mörlenbach zu, außerdem Rimbach, Litzel-Rimbach, Münschbach, Mengelbach, Zotzenbach, Groß- und Klein-Breitenbach, Ober- und Nieder-Liebersbach, Bettenbach, Reisen mit Schimbach, Nieder-Mumbach, Schnorrenbach, Mackenheim und Weiher.
Schließlich macht die Lage von Bonsweiher, Ober-Mumbach, Vöckelsbach, Kreidach und Ober-Mengelbach die Zugehörigkeit zur „unteren Abtei“ ebenfalls sehr wahrscheinlich.
Auch Zotzenbach gelangte noch vor 1232, vermutlich wie Rimbach um 1200, an die Erbacher Herrschaft. Urkundlich belegt ist eine Schenkung Konrads I. aus dem Jahr 1290, der zum Heil seiner Seele dem Kloster Schönau bestimmte Einkünfte vermachte. Sie bestanden nach Gustav Simon in Maltern Hafer, 1 Malter Korn und 1 Pfund Heller. Hierzu war keine Einwilligung des Pfalzgrafen erforderlich, wie sie dann 1385 bei der Verpfändung des Dorfes eingeholt werden musste.
Mit den hohen Gerichtsfällen gehörte Zotzenbach, das seit alters mit Unter-Mengelbach eine Gemarkung bildete, von Anfang an zur Zent auf dem Landberg, mit den leichten Vergehen jedoch zur Zent Mörlenbach. Beide Zenten unterstanden von 1232 bis 1463 dem Mainzer Erzbischof, kamen jedoch durch die Verpfändung des Oberamtes Starkenburg für mehr als 150 Jahre an Kurpfalz. Zu seinem Lehnsrecht erhielt der Pfalzgraf nunmehr noch Vogteirechte.
Überschneidungen mit Rechtstiteln der Erbacher dürften deshalb 1475 die Ursache für einen außerordentlichen Gerichtstag in Zotzenbach gewesen sein, und zwar in Anwesenheit des Schenken Philipp von Erbach und eines kaiserlichen Notars.
In einem einmütigen Beschluss „wiesen“ die Schöffen dem Schenken Gebot und Verbot über Wald, Wasser und Weide, auch über Bußen und Frevel innerhalb der Bannzäune zu. Das Dorf gehörte zu jenem Zeitpunkt zur Hälfte dem Schenken Philipp von der älteren Erbacher Linie, zu je ¼ der Reichenberger und Michelstädter Linie.
Auf die kirchlichen Beziehungen zu Rimbach wurde bereits an anderer Stelle kurz hingewiesen. Vor der Reformation indessen besaß Zotzenbach eine eigene Kapelle, die (nach Simon) „Unserer Lieben Frauen“, der Gottesmutter Maria, geweiht war.
Den Dienst versah ein besonderer Kaplan. Auch wurden die Toten damals noch auf einem eigenen Kirchhof begraben. Wichtige urkundliche Zeugnisse aus jener Zeit sind das Testament Schenk Heinrichs von Erbach, der 1387 dem Kaplan zu Zotzenbach ein Malter Korn vermacht, und das Weistum von 1475, in dem Petrus von Bensheim, Kapellan zu Zotzenbach, als Zeuge erwähnt wird. Das Dorf pfarrte damals noch nach Mörlenbach.
Erst 1544 (oder kurz danach) löste Graf Valentin Zotzenbach aus seinen Bindungen zu Mörlenbach und teilte es Rimbach als Filiale zu. Die Kaplanei wurde wohl mit der neuen Pfarrei vereinigt, die Kapelle selbst fiel den Wirren des 30jährigen Krieges zum Opfer. Geringe Reste (Grundmauern) gibt es noch im Anwesen Bahnhofstraße 2 (Adam Winkler), einzelne Steine fanden beim Bau verschiedener Häuser Verwendung.
Ab wann die Zotzenbacher ihre Toten in Rimbach beerdigen (spätestens seit dem 30jährigen Krieg?), ist nicht mehr feststellbar. Mit der Wiederanlegung eines eigenen Friedhofs wurde jedenfalls 1860 der erste Schritt zur Trennung von der Pfarrei Rimbach getan.
Am 6. Mai 1877 konnten die Evangelischen dann ihr ab April 1874 erbautes Gotteshaus einweihen. Gleichzeitig wurde die neue Pfarrstelle errichtet. Wenige Jahre zuvor, 1871, hatte das Dorf zusammen mit Unter-Mengelbach 820 Einwohner, darunter 795 Evangelische und 25 Katholiken. Die Einwohnerzahl war somit seit 1822 (62 Häuser; 564 Personen, davon 546 Lutheraner, 6 Reformierte und 12 Katholiken) um rund 45,4% gestiegen.
Die erste Erwähnung einer eigenen Schule fällt in das Jahr 1729. Vorher besuchten die Kinder die Schule in Rimbach. Legendär sind drei Lehrergenerationen Getrost, die rund 100 Jahre, von 1729 bis 1826, in Zotzenbach unterrichteten und auch das Schullokal stellten.
Erst 1827 erhielt das Dorf ein eigenes Schulhaus, doch erwies sich das Gebäude wegen hoher Reparaturanfälligkeit und Unterhaltungskosten als völlig unzureichend. Ein Neubau wurde ins Auge gefasst und 1837/38 realisiert. Erweiterungsmöglichkeiten waren gegeben. Beim Bau fanden die Materialien des abgebrochenen Rimbacher Pfarrhauses Verwendung.
1867 wurde die Schule zweiklassig. Steigende Schülerzahlen, um die Jahrhundertwende nahezu 200, machten schließlich in den Jahren 1900/1901 den Bau der „Neuen Schule“ und die Errichtung einer 3. Klasse erforderlich. Die Einweihung erfolgte am 4. Januar 1902.
Das alte Schulgebäude diente danach noch rund 70 Jahre als Rathaus.
Mit einem chronologischen Abriss ortsgeschichtlicher Daten der letzten 110 Jahre sowie kurzen Anmerkungen zum Verlust der kommunalen Selbstständigkeit Zotzenbachs beschließen wir diesen Rückblick.
1884 Errichtung einer Posthilfsstelle
1893 Wirtschaft „Zur grünen Aue“ eröffnet. Vor allem Bahnarbeiter frequentieren das Lokal (geschlossen 2001).
1905 Einweihung eines neuen Friedhofs
1909 Der Wasserleitungsbau beginnt.
1911 Ausbau der Ortsstraße zur Kreisstraße
1912 Das Dorf erhält Stromversorgung.
Einrichtung einer Krankenpflegestation.
1925 Die Landeskirchliche Gemeinschaft eröffnet eine Kinderschule.
1926 Ehrenmal errichtet; Erweiterung 1946.
1938 Erwerb des Sportplatzgeländes im Ort, Ausbau nach dem Zweiten Weltkrieg.
1954 Asphaltierung der Dorfstraße.
1959/60 Kindergartenneubau.
1971 Alle Schüler der Oberstufe besuchen die Rimbacher Schule
(9. und 5./6. Schuljahr bereits vorher).
1971/72 Bau der Friedhofskapelle
1977 1100-Jahr-Feier der Gemeinde.
1982 Einweihung und Übergabe der Trommhalle
an Schulen und Vereine (13./14. August).
1988 Die Sportanlage in der „Dörrwiese“ wird ihrer Bestimmung übergeben.
Der Entschluss, im Zuge der Gebietsreform die gemeindliche Selbstständigkeit aufzugeben, ist den Zotzenbacher Gemeindevertretern nicht leichtgefallen. Erst sehr spät, am 14. Dezember 1971, beschlossen die Mandatsträger mit fünf gegen zwei Stimmen (eine Enthaltung), die Eingliederung des Dorfes in die Gemeinde Rimbach zu beantragen. Bereits einen Tag danach – Eile war geboten – fasste auch das Rimbacher Ortsparlament einen entsprechenden Beschluss. Die Unterzeichnung des Grenzänderungsvertrages wurde am 28. Dezember 1971 im Zotzenbacher Rathaus vorgenommen. Eine lange Periode kommunaler Eigenständigkeit ging mit diesem Schritt zu Ende.